Xi Jingpings Ankündigung, Taiwan noch in seiner Regierungszeit der Volksrepublik China einzuverleiben, gibt der internationalen Staatengemeinschaft nach wie vor ein Rätsel auf: Wann und vor allem wie soll die Vereinigung stattfinden? Spricht der Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas von einer friedlich geregelten Integration oder von einem Prozess der Gewaltanwendung? Letzteres hätte unabsehbare Folgen für den Pazifischen Raum und das Südchinesische Meer. Ein militärisches Vorgehen hätte aufgrund der internationalen Sicherheitsgarantien für Taiwan das Potential, sogar einen globalen Konflikt heraufzubeschwören. Ist dies allen Beteiligten bewusst?
Durch die Eingliederung Hong Kongs in die Volksrepublik China ist deutlich geworden, dass die kommunistische Führung in Peking sich nicht ernsthaft gebunden fühlt an Vereinbarungen zur Integration neuer Landesteile. Mehr noch, auf die Interessen der Bevölkerung wird im Falle einer Angliederung nicht Rücksicht genommen. Besteht in der Republik Taiwan überhaupt ein Interesse, in die Volksrepublik aufgenommen zu werden? Und was spricht völkerrechtlich überhaupt für die Einverleibung?
Neben den militärischen und politischen Fragen steht aber vor allem auch die wirtschaftliche Dimension eines solchen Konfliktes im Mittelpunkt: Nicht nur in der Chip-Produktion dominiert der kleine Inselstaat die Weltwirtschaft. Technologisch zählt das Land zu den führenden Industriestaaten. Eine Eingliederung der Insel in die Volksrepublik China hätte daher auch dramatische Folgen für die globale Wirtschaft.