Philosophie & Religion
Digitale Medien sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. KI erzielt Leistungen, die kaum von menschlichen Leistungen zu unterscheiden sind. Wie können wir digitale Medien so einsetzen, dass sie uns das Selbstdenken nicht abnehmen, sondern fördern? Und wie lässt sich, mit Kant gesprochen, digitale Aufklärung verwirklichen? Der Vortrag diskutiert diese Frage anhand konkreter Beispiele. Er zeigt, wie digitale Mündigkeit im 21. Jahrhundert aussehen sollte.
Antike Philosophen vertraten bei der Bewertung von Tieren ganz unterschiedliche Positionen. Während Aristoteles und die Stoiker Tiere aufgrund ihrer fehlenden Vernunft und Sprache scharf vom Menschen abgrenzten, bewerteten andere philosophische Strömungen Tiere völlig anders. Insbesondere Autoren der Spätantike und der islamischen Welt schrieben Tieren durchaus rationale Fähigkeiten zu. Einige Denker waren sogar überzeugt, dass Tiere Sprache benutzten. Im Vortrag werden diese Positionen vorgestellt und auf die ethischen Konsequenzen eingegangen, wie wir Menschen Tiere behandeln sollten. Prof. Dr. Peter Adamson lehrt Philosophiegeschichte an der LMU München. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt die Philosophie der Antike und der islamischen Welt.
Das Imperium Romanum und die römisch-katholische Kirche verkörpern zwei völlig verschiedene, aber zugleich auch verwandte Institutionen: zwei erfolgreiche Modelle eines politischen / rechtlichen / ethischen Universalismus, der sich Im Prinzip an alle Menschen richtet. Die ewige Stadt zieht ihren Nimbus – und auch ihren kulturellen Reichtum – aus beiden Modellen: aus dem Machtanspruch einer weltlich stabilen Friedensordnung für den ganzen Erdkreis – und aus dem Heilsversprechen einer allen Menschen zugänglichen himmlischen Seligkeit. Der Papst, der römische Chef der katholischen Weltkirche, hat im 19. Jahrhundert zwar jede weltliche Herrschaft aufgeben müssen, seine kirchliche Zentralmacht jedoch weiter verstärkt und perfektioniert. Wie konnte, wie kann dieses Paradox funktionieren? Prof. Dr. Otto Kallscheuer ist ein deutscher Philosoph und politischer Theoretiker. Er unterrichte und forschte u.a. an den Universitäten Rom, Princeton, Sassari, Osnabrück und der Columbia University. Er ist Autor des 2024 bei Matthes & Seitz erschienen Buches „Papst und Zeit: Heilsgeschichte und Weltpolitik“. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Casa di Goethe in Rom statt.
Thomas von Aquin ist einer der bedeutendsten Philosophen und Theologen des Mittelalters. Offen für systematisches, logisches Denken, plädiert er für den Wert der menschlichen Vernunft. Mit Blick auf Aristoteles entwickelt er ein zusammenhängendes Gebäude von Philosophie und Theologie, in dem Rationalität und Glaube zum Ausgleich gebracht werden sollen. Die Überzeugung, dass die Existenz Gottes bewiesen werden kann und wahre Welterkenntnis möglich ist, sind Ergebnisse seines Ansatzes. Als Kirchenlehrer der katholischen Kirche liefert er bis heute entscheidende Impulse.
Friedrich Nietzsche ist einer der ungewöhnlichsten Denker der europäischen Philosophie- und Geistesgeschichte. Ursprünglich der klassischen Philologie verpflichtet, versteht Nietzsche sich zunehmend als freier Philosoph. Mit neuen stilistischen Mitteln kritisiert er scharfzüngig den Wert von etablierter Metaphysik, Wahrheit, Wissenschaft und christlicher Moral, um den herkömmlichen Denkweisen eigene Konzepte des „Übermenschen“, „Willens zur Macht“ und „ewigen Wiederkunft“ gegenüberzustellen. Nietzsches Ideen werden in Kunst und Literatur vielfältig aufgenommen und beeinflussen die Geistes- und Sozialwissenschaften bis heute.